Als die beiden freundlichen, jungen Herren bei uns im Büro
auftauchten, hatten wir zunächst für einige Stunden
ein Problem. Fremdländisch gekleidet, aufmerksam lächelnd
und mit kleinen Gesten, gaben sie mir zu verstehen, daß
sie über keinerlei Sprachkenntnisse im deutschen oder
englischen verfügen, aber unbedingt ihre in der Mongolei
aufgenommene Musik in Form einer CD veröffentlichen wollen.
Selbst mit einem inländischen Künstler sich über
produktionstechnisch absolut notwendige Dinge wie Master-CD,
grafische Gestaltung oder Lithofilme zu unterhalten ist oftmals
nicht leicht, aber ganz ohne verbale Verständigung ist
das nahezu unmöglich. Die Idee einen Übersetzer
einzuschalten war deshalb gut. Plötzlich bekamen wir
einen, wenn auch kleinen, Einblick über das Leben in
den mongolischen Jurten, die Ess- und Trinkgewohnheiten, die
Verbindung der jungen Leute zur Tradition, die extremen klimatischen
Bedingungen in der Mongolei und über das Leben als Straßenmusiker
in Westeuropa.
Die Brüder Miagmar Nyamgerel und Tsogtgerel
(bei mongolischen Namen wird der Familienname vorangestellt),
stellen uns auf ihrem ersten Album die alte überlieferte
Musik ihrer Heimat vor,und erweisen sich dabei als Meister
in der Kunst des Obertongesangs. Diese Art zu singen wurde
bei dem Versuch der Mongolen entwickelt, die Geräusche
der Natur, wie Windpfeifen und Wasserfließen, nachzuahmen,
und dabei Töne mit dem Kehlkopf zu erzeugen, die mehr
an ein Flöteninstrument erinnern als an eine menschliche
Stimme.
Dieses Album gewährt einen - obgleich für westeuropäische
Hörgewohnheiten sicher fremdartig wirkenden - intensiv-authentischen
und sehr lebendigen Einblick in die (Musik-) Kultur einer
Region, die derzeit sicher noch einer der großen weißen
Flecken auf der Weltkarte der Musik ist. Ein faszinierendes
Erlebnis, das den Hörer auf magische Art und Weise in
seinen Bann zieht und geradezu hypnotisch wirkt.
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